Bist Du den Comrades schon gerannt? So oft wurde ich das gefragt. und endlich konnte ich die Frage mit Ja beantworten. Klar, an meinem Englisch merkt man ruck-zuck, der kommt aus Südafrika, läuft gerne, also hat er oder ist er den Comrades schon mal gerannt oder nicht.
Zum Thema Comrades habe ich einen ausführlichen Bericht erstellt, hier ist der Link. Nein, keine verschwommenen, verwackelten Videoaufnahmen oder verschwitzte Gesichter, ich Berichte darüber, dass Du als Interessent Dir einen genauen Überblick machen kannst, was auf Dich zukommt.
Aber so wie es manchmal ist kommen dann die nächsten Fragen auf. Heiko, Du musst den Two Oceans Marathon rennen. Und irgendwie war der Lauf nie auf meiner To-do Liste. Mir war bekannt, dass es angeblich einer der schönsten Läufe sein sollte, und die Strecke war mir bekannt, Chapmans Peak, Muizenberg, wunderschöne Orte.
Dann aber bin ich in den Weskus Marathon gerannt. Wie? Ja, der Weskus Marathon. Ach der erscheint nicht auf der Liste der Weltbesten Marathons. Sollte aber das ein Lauf sein, so wie ich es noch nie erlebt habe an der Westküste, und zwar in einem Naturreservat, aber mehr dazu. Andermal im nächsten Beitrag berichte ich darüber. Also, bei diesem Lauf lernte ich Marius kennen, und zwar waren wir beide ab dem 20 KM Abschnitt mit fast dem gleichen Pace unterwegs, als auf einmal eine Herde Antilopen vor uns über die Strecke rannte. Wir blieben beide beeindruckt stehen und war so Gänsehaut moment. Da ich als „Foreign runner“ eine andere Nummer hatte, sprach er mich auf Englisch an, doch ich bemerkte das er eigentlich Afrikaner war, und so war er überrascht als er feststellte das ich nach 20 Jahren immer noch fließend Afrikaans sprechen konnte.
Während dem Lauf hat er mir im Detail über den Two Oceans berichtet. Von der Langen gerade, dann der spektakuläre Aufstieg nach Chapmans Peak, hinunter nach Konstantia und alleine durch seine Erzählungen, er hatte den Lauf schon 10x mal absolviert, nahm ich mir vor, irgendwann mal den Two Oceans zu rennen.
Übrigens, am Ende des Berichtes gebe ich Dir einen Super-Tip. Also, dranbleiben, bitte.
Und so kam es dann, ich habe mich auf den letzten Drücker entschieden, teilzunehmen. Letzter Drücker nicht nur wegen der Anmeldung, sondern auch wegen der Flugtickets, Frankfurt Kapstadt wollte ich wenn möglichst direkt (und günstig fliegen).
Das mit der Anmeldung ging einfach und mit den Flügen, naja, musste ich halt via Johannesburg an- und abreisen.
Aber bevor ich weiter berichte, der Two Oceans 1970 , als ein Trainingslauf für die Läufer aus Kapstadt, welche sich auf den Comrades vorbereiten wollten. Und zwar immer am Oster Samstag. Beim ersten Lauf waren gerade mal 26 Läufer, die teilgenommen haben. Im Vergleich in 2019 waren es über 26.000. Wahnsinn, oder?
Erst ab 1972 bekam der Lauf seinen jetzigen Namen, und das Eintrittsgeld wurde verdoppelt auf 2 Rand. Es war auch das Jahr, als ein gewisser Tim Noakes zum ersten Mal an den 2 Oceans teilgenommen hat. Tim Noakes, Arzt, Autor und Sportwissenschaftler low carb diet müsste Dir als Läufer bekannt sein.
Noch ein nennenswerter Teilnehmer war 1974 Theresa Stadler, die erste Frau, die den Lauf in 7:33. Das inspirierte mehr Frauen, in den folgenden Jahren teilzunehmen. Klar gehören bei den Frauen auch die Nurgalieva Geschwister dazu, das ganze 7 mal haben sie das Rennen unter sich gewonnen. Unter anderem ist es einer gewissen Maria Back in 1996 gelungen, den Lauf zu gewinnen.
Bei den Männern gab es noch nie einen Europäer welche die Strecke für sich entscheiden konnte.
Aber wieder zurück zum Lauf. Morgens um 5:00 Uhr angekommen in Newlands. Es ist, wie nicht unüblich, ein bisschen frisch. Für Europäer kein Problem, aber wenn Du warmes Wetter gewohnt bist, würde man sagen, es ist kalt. Läufer mit Plastiktüten und Kapuzen sind keine Seltenheit.
Der Start ist wie jeder Marathon in meiner alten Heimat spektakulär, weil die Hymne gesungen wird, in einer dunklen Straße, Gerüche von Energie, Getränken und Deep-Heat.
Einige Läufer aus dem Ausland haben einen Rucksack oder einen Camel Bak dabei. Aber eigentlich brauchst Du das nicht, denn das gesamte Wasser auf der Strecke wird vom Newlands Spring geliefert, vorher Getestet und eingefroren, kannst du bedenkenlos trinken.
Dann geht es los. immer noch dunkel.
Doch es geht geradeaus und erstaunlicherweise sind doch viele Menschen draußen, welche die Läufer anfeuern. Los geht’s Richtung Süden.
Bei den Großen Läufer-Gruppen wird man sich entweder über den Vorjahres Two Oceans unterhalten, oder über die Ziele für den Comrades. Langsam merkt man, dass der Himmel heller wird, und die ganze Truppe rennt fast geradeaus 12 km auf Muizenberg zu.
Pass auf, hier hast Du noch Kraft und es fühlt sich gut an, endlich die Kälte abzuschütteln, einige sind hier zu schnell. Das habe ich auch bei mir bemerkt. Ich glaube, es hängt davon ab, dass die Straße sehr breit ist und Du Platz hast, es flach ist, und ja wahrscheinlich die Nervosität, dass es endlich losgeht.
Kleiner Tipp, halte dich ab 13KM eher links, warum weil
Dann nach 14 KM, auf einmal, links von Dir der Indische Ozean. Eine Sicht, blauer Ozean, blauer Himmel, Strand, und das kannst Du auf den nächsten 6-7KM genießen.
Vorsicht, einige queren die Strecke um ein Foto zu nehmen, andere werden langsamer um links rüber zu kommen. Also pass auf! Es muss wirklich einen der schönsten Momente sein, die ich beim Rennen erlebt habe, so eine tolle Landschaft.
Dann auf einmal, ein leichter Anstieg und Richtungswechsel, wir rennen jetzt nach Westen. Lass den Indischen Ozean hinter uns. Da ist immer noch Platz auf der Strecke, und das Feld hat sich bereits ausgebreitet.
Es gibt genügend Verpflegung stellen. Probiere mal eine Kartoffel, welche in einem Tupper mit viel Salz eingerieben wurde. Lekker.
Dann kommt der 21 KM. Hier geht es bergauf, und wenn Du das Rennen zum ersten Mal läufst, könntest Du meinen, das ist der Anstieg zum Chapmans Peak. Ist es aber nicht.
Dieser Anstieg ist recht kurz, aber er hat es in sich. Denk dran, du bist bis jetzt quasi einen flachen, schnellen Halbmarathon gerannt, und nun kommt der erste Anstieg. Der fordert die meisten Läufer.
Doch dann geht es wieder bergab, und Du merkst, dass sich die Landschaft verändert hat. Bis 28 KM. Dann geht das eigentliche Rennen los.
Es wird auch so unter den Läufern geredet, Comrades fängt ab der halben Strecke an, und Two Oceans ab 28 KM.
Chapmans Peak sind 180 Höhenmeter auf 5 KM, Constantia Nek 215 Höhenmeter auf 4 KM.
So bei 30 KM, bleibst Du wieder mal links auf der Strecke, weil auf einmal hast Du einen ganz tollen Blick. Auf Noordhoek Beach. Gib das mal nachher auf Google ein. Und genauso toll wie auf den Fotos sieht es dort aus. Ein sehr breiter Strand, der kein Ende nimmt. Und natürlich bist du jetzt am Atlantik. Merkst Du auch an der Brise oder an der Lufttemperatur.
Während du am Staunen bist, verliere nicht deine Konzentration, denn ab jetzt geht es in eine Richtung, und die ist aufwärts.
Der Chapmans Peak führt Dich immer weiter Richtung Norden. Und rechts von Dir hast Du riesige Felswände, welche Dir Schatten spenden. Die Straße wird enger, und wenn Du mal deinen Müden Kopf nach oben hebst kannst Du die Schnelleren Läufer bereits erkennen, bis ganz oben an der ganzen Felsküste entlang, Rot gelb, Grüne T Shirts, Hüte wie kleine Farbtupfer die ganze Strecke bis nach oben. Ganz oben spielt eine typische Cape Malay Band, und die hörst Du am Anfang so von weit weg. Und so wie Du die Strecke weiter nach oben rennst, kommt der Ton immer näher und bis Du letztendlich die einzelnen Lieder erkennst.
Nach 4 KM hast Du es geschafft. Du bist oben auf dem Chapmans Peak. Herzlichen Glückwunsch. Jetzt aber keine große Pause machen, denn 6 schnelle KM bergrunter warten auf Dich. Auch hier wird die Straße wieder sehr breit. Du hast Platz, und der Anblick ist wieder komplett anders und atemberaubend.
Du rennst runter Hout Bay links von Dir bis in den Ort. Hout Bay kannst Du am Tag nach dem Lauf besuchen, gibt Restaurants und hat einen super Strand.
Aber nach Hout Bay müssen erstmal 7 KM Bergauf gemeistert werden. Ich meine sogar, dass dies der schwierigste Aufstieg ist, denn Du bist bis jetzt bereits einen anstrengenden Marathon gerannt, und dieser Anstieg nach Constantia Nek ist eine echte Herausforderung.
Meiner Meinung nach gibt es zwei Faktoren: 1. Die Strecke ist enger, und die Straße, der Belag ist schräg, was bedeutet, dass wenn du vorher immer deine Muskeln in den Knöcheln gestärkt hast du es kaum bemerkst, und wenn nicht, naja, dann ist es ein schwieriger Teil der Strecke für Dich. Die Strecke führt durch dichte Bäume, Du bist die ganze Zeit im Schatten unterwegs, herrlich. Und bei 47 KM hast Du es fast hinter Dir. Hast, freue dich nicht zu früh, denn bei 48 KM musst Du nochmal einen steilen Anstieg meistern. Das war besonders schwer für mich, ich hatte gedacht, ich habe nur noch einen Abstieg vor mir.
Doch dann, bei 50 KM ist es aus und vorbei mit Berge hoch, ab jetzt hast Du nur noch 6KM bis ins Stadium. 6KM. Jetzt erst ein Blick auf die Uhr, rechnen, wie schnell oder wie lange ich für diese 6KM arbeite.
Die Strecke führt an einem Nobelviertel vorbei, ist immer noch schattig, und ich war fast alleine unterwegs. Vor mir war einer, doch der hatte einen unfassbaren Zahn drauf, da konnte ich keinen Anschluss finden.
Ich musste mich unheimlich darauf fokussieren bei diesem Streckenabschnitt. Die Zeiten rechnen und sich Gedanken machen ist eine Sache. Doch die Leistung dann auch zu bringen, nach 50K fordert Konzentration. Kaum Zuschauer, und jetzt merkst
Du, dass es langsam Richtung Newlands geht. Und da ist eine links Kurve, und gleich wieder rechts da ist tatsächlich wieder ein Anstieg. So einer, wo Du echt überlegst, wie ich das schaffen soll. Naja, Kopf runter, und ein Schritt nach dem anderen, gebückte Körperhaltung, einfach nur weiter weiter.
Dann kommst Du dem Stadium immer näher, und eigentlich kannst Du es kaum erwarten, doch wo ist es?
Die Straße ist teilweise für Läufer gesperrt, und jetzt ist es auch wieder den ein oder andere Zuschauer, der dich anfeuert.
Ja, wo ist denn das Stadium, ich müsste längst da sein, aber Du siehst es nicht, weil es direkt links von der Hauptstraße sich befindet.
Welch eine Überraschung. Auf einmal bist Du beim Zieleinlauf, University of Cape Town Rugby Grounds. Grüner Rasen, weich wie herrlich, und eine breite Bahn. Jeden Aufstieg vergessen, alles geschafft und einfach genießen. Tribünen rechts, und weitere Zuschauer links. Mein Name höre ich über die Lautsprecher, meine Freunde irgendwo in den Zuschauerreihen. Ein so beeindruckender Zieleinlauf, immer geradeaus, dann geschafft. 5:36. Medaille und eine Büchse Cola. Ich war einfach unfassbar dankbar, diesen Lauf erlebt zu haben.
Klar gibt es im Internet negative Stimmen. Zum Beispiel, dass sich vor einigen Jahren die Route geändert hat und es ein weit schwierigerer Lauf wurde. Aber die Route wurde geändert wegen Wildfeuer, und das war halt nicht vorhersehbar. Klar kann man das vielleicht als Organisator besser kommunizieren, aber andere Länder andere Sitten.
Um den Lauf zu qualifizieren, braucht es einen Marathon unter 5:00 Stunden. Beim Ultra sind Plätze für 13.000 Läufer. Und der sogenannte Cut-off erfolgt in 7 Stunden.
Der Versprochene Super Tip.
Am Tag danach nimmst Du dir ein Mietauto. Kaufst Dir frisches Obst und sonstiges ein bei einem Pick n‘ Pay, und fährst die gesamte Strecke mit dem Auto ab. Stoppst, wo Du ein Foto machen wolltest, machst ein Picknick dort, wo es Dir am besten gefallen hat. Und staunst auf die Strecke, die Du am Vortag geschafft hast.
Du wirst nicht der einzige sein. Überall trifft man Läufer welche das gleiche tun, Gespräche entstehen, und jeder den ich getroffen habe hatte eine verdammt gute Zeit. Also, auch hier bekommst Du dann Tipps für 2 Oceans.
Bis zum nächsten mal,
Take it Easy.